Jürgen Timm (JT) sprach mit dem Präsidenten vom Galoppclub Neuss Niederrhein Marc Troellsch (MT). Der Verein möchte die 144 jährige Tradition von Galopprennen in Neuss in einem Rahmenvertag mit der Stadt Neuss bzw. Neuss Marketing fortsetzen.
JT: Hallo Herr Troellsch. Aus den Koalitionsverhandlungen kristallisiert sich heraus, dass die neue Koalition Rot/Grün plus um Bürgermeister Breuer, die im Stadtrat durch die Minderheitsparteien UWG und Aktiv für Neuss zu einer Mehrheit nach den Kommunalwahlen gelangt war, sich nicht für einen Vertrag mit dem Galoppclub Neuss Niederrhein aussprechen werden und das es somit keine Pferderennen mehr geben soll. Wie denken Sie darüber?
MT: Der letzte Beschluss aus der Gesellschafterversammlung nämlich mit dem Galoppclub Neuss Niederrhein e.V. einen zeitlich begrenzten Vertrag mit Neuss Marketing auszuhandeln und zu erstellen hat noch Bestand. Ein fertiger Vertrag für uns liegt bereits laut Aussage von Neuss Marketing vor. Mir ist bewusst, dass sich nicht nur im Stadtrat nach den Kommunalwahlen die Mehrheitsverhältnisse geändert haben, sondern auch im Beteiligungsausschuss, der für uns zuständig ist.
JT: Sie haben fast das ganze Jahr in 2020 für einen Vertrag und somit für den Erhalt einer langjährigen Neusser Tradition von über 144 Jahren gekämpft und bei der Neusser Politik für den neuen Galoppclub Neuss Niederrhein geworben. Können Sie diese Zeit beschreiben?
MT: Es war und ist auch jetzt noch keine einfache Zeit und es gibt bestimmt leichtere Aufgaben. Das Vertrauen zum damaligen Neusser Reiter und Rennverein der in Insolvenz gehen musste und dessen Verantwortlichen war aufgebraucht. Somit entschied man sich im Stadtrat den Pachtvertrag mit dem Neusser Reiter und Rennverein nicht zu verlängern. Schade für so einen Verein mit großer Historie in Neuss. Aber das haben letztendlich andere zu verantworten. Umso mehr musste ich dadurch viele Gespräche führen und mit unserem im Team erstellten Konzept „Galopp, Event und Natur“ für unseren noch jungen Galoppclub werben. Man braucht Durchhaltevermögen. Aber nicht nur aus dem Kreis der Pferdesportbefürworter, sondern aus Teilen der Politik war Unterstützung und Zuspruch vorhanden. Diese habe ich auch in den vielen Gesprächen mit Neusser Bürgern erfahren. Ermutigende Wörter und Sätze weiter an einer gemeinsamen Lösung mit der Neusser Politik zu arbeiten, waren nicht selten zu hören. Das hat mich auch in meiner persönlichen Einstellung weiter bestärkt.
JT: Glauben Sie, dass die Mehrheit der Neusser Bevölkerung Pferderennen in Verbindung mit einem Bürgerpark wollen?
MT: Absolut.
JT: Dann hätten doch die meisten bei den Kommunalwahlen in Neuss für die CDU, die Pro Galopp eingestellt ist, eigentlich stimmen müssen?
MT: Die CDU hat die meisten Sitze im Stadtrat durch die Wählerinnen und Wähler bekommen und somit die meisten Stimmen der Neusser Bürger erhalten. Die Bürgermeisterwahl wurde von der SPD gewonnen. Die Frage ob Galopprennen in Zukunft oder nicht? – war bei keiner Partei oberste Priorität im Wahlkampf. Hier waren Themen wie Mobilität, Klima- und Umweltschutz vorrangig.
JT: Zurück zu den ersten Gesprächen mit den Parteien. Wie sind die denn angelaufen?
MT: Zuerst habe ich mit den zwei größten Parteien in Neuss zeitgleich Kontakt aufgenommen. Bei der CDU ging es relativ schnell, ich bin vorstellig geworden und habe Gehör bekommen. Sie waren von unserem Konzept angetan. Bei der SPD um Herrn Bürgermeister Breuer war es deutlich schwieriger.
JT: Aber Sie hatten es dann doch geschafft mit dem Bürgermeister einen Termin zu vereinbaren?
MT: Ja, darüber war ich auch sehr glücklich, weil mein Wunsch war es immer, keine Alleingänge mit einer Partei zu machen, sondern auch alle anderen Parteien und vor allem dem Bürgermeister dieser Stadt und seine Partei für unsere Ideen zu gewinnen, bzw. dass er zumindest für eine gewisse Zeit uns eine Chance gibt und sich mit einem Vertrag identifizieren kann.
JT: Wie ist das Treffen mit Herrn Breuer verlaufen?
MT: Wir hatten uns auf ein Telefongespräch verständigt. Das war in der ersten Phase der Corona Pandemie, von daher auch völlig in Ordnung. Bei diesem Gespräch hatten wir einen regen Austausch in dem der Bürgermeister seinen Standpunkt u.a. vertrat.
JT: Gab es eine Annäherung zum Thema und zum Konzept?
MT: Unser Konzept „Galopp, Event und Natur“ hatte der Bürgermeister von mir bereits vor dem Telefongespräch erhalten und wir sprachen selbstverständlich auch darüber. Skepsis war bei ihm vorhanden, ich möchte das nicht unterschlagen. Aber habe auch vermittelt, dass dieses Konzept nicht in Stein gemeißelt ist und auch angepasst werden kann. Hier konnte Herr Breuer auch feststellen, dass sich Menschen über den Tellerrand hinaus Gedanken gemacht haben. Es kann eine Zukunft Bürgerpark mit Pferderennen geben.
JT: Begeisterung beim Bürgermeister hört sich trotzdem anders an?
MT: Es wäre ja vermessen zu behaupten, dass Herr Breuer am Telefon Luftsprünge vor Freude gemacht hätte. Nein, Spass beiseite, der Bürgermeister forderte von uns, wenn überhaupt, eine Kompromissbereitschaft. Wichtig war für Ihn, dass der Trainingsbetrieb nicht weiter geführt werden soll, vorher gäbe es keine Verhandlungsbasis.
JT: Und was ist nun mit dem Trainingsbetrieb geschehen?
MT: Es ist uns und mir persönlich schwer gefallen. Denken Sie nur wielange erfolgreich Vollblüter in Neuss trainiert wurden. Ich möchte da nur an den deutschen Derbysieger Nicaron kurz erinnen. Selbst ich hatte Pferde in den Stallungen untergebracht, zwar nicht so erfolgreich, aber persönlich traf es mich auch die Trainingszentrale nicht weiter fortführen zu dürfen. Aber zurück zu Ihrer Frage, ja – ich habe Herrn Bürgermeister Breuer versichert den Trainingsbetrieb nicht weiter fortzuführen. Ein harter Kompromiss wie weitere, aber habe mein Wort immer gehalten. Für die ansässigen Trainer, Reiter und Stallpersonal, die dort ihre Berufe ausübten – eine Katastrophe. Es darf nicht vergessen werden, dass auch Arbeitsplätze und Stellen für Auszubildene durch die politischen Entscheidungen verloren gegangen sind.
JT: Hat man da überhaupt noch Lust in diesen Momenten weiter zu machen, weiter für das Ziel Fortführung nach über 144 Jahren Galopprennsport in Neuss? Und für welchen Preis?
MT: In all den Wochen und Monaten war es wie eine Achterbahnfahrt, aber aufgeben mochte ich nie, weil ich immer überzeugt war und bin, dass der Galopprennsport in Neuss dazugehören muss. Der Standort in Deutschland darf nicht verloren gehen. Der Sport kann in einem Bürgerpark erfolgreich integriert werden und seinen Beitrag in Form von Galopp, Event mit Einklang der Natur leisten. Der Street Food Markt zB. als Event mit Galopprennen zusammen, war schon ein toller Erfolg. An die 5000 Besucher waren gekommen und das trotz der ungemütlichen Wetterbedingungen im Winter. Ich möchte daran erinnern, dass der Street Food Markt, der Monate später ohne Galopp stattfand, aus der Presse unter Berücksichtigung von Corona, von einem „Reinfall“ zu lesen war und kaum Besucher hatte. Ergo: Bietet man den Besuchern auf der Rennbahn auch was an, dann kommen nicht nur die Galoppfreunde und die sogenannten Zocker, sondern auch ein breites Publikum aus der Stadt und Umgebung. Galoppsport mit seinen einzigartigen Vollblütern passt einfach zu Neuss und das seit Generationen.
JT: Konnte denn nicht frühzeitiger eine Entscheidung bzw. eine Empfehlung aus dem Beteiligungsausschuss für den Stadtrat erfolgen?
MT: Es wäre wünschenswert gewesen. Sprichwörtlich in der Luft hängen und nicht wissen wie es mit uns weiter geht, ist einfach nicht schön und kostet Nerven. Wir brauchen um Galopprennen veranstalten zu können Planungssicherheit und eine gewisse Vorlaufzeit.
JT: Was haben Sie zwischenzeitlich getan?
MT: Einiges. Wir haben als Beispiel eine Vereinbarung mit Neuss Marketing bereits abschließen können, wo uns erlaubt wird die Sandbahn zu pflegen und instandzuhalten. Das war ein Kraftakt. Die Bahn hatte schon, wie auch in vielen Bereichen des Rennbahnparkgeländes sehr gelitten. Aber dank vereinsinterner Unterstützung und freiwilligen Helfern, auch von Neusser Bürgerinnen und Bürgern, haben wir es gemeinsam geschafft. Das war gutes Teamwork. Ich möchte die Gelegenheit hier nutzen mich nochmal bei allen herzlich zu bedanken.
JT: Gab es Kontakt zum Dachverband?
MT: Na klar. Ohne die Dachorganisation „Deutscher Galopp“ im Rücken und deren organisatorischer Unterstützung geht es für so einen jungen Verein wie wir es sind auch nicht. Geschäftsführer Herr Pommer von Deutscher Galopp war frühzeitig eingebunden und in die Thematik involviert. Er nahm sogar bei einem der Termine mit den Vertretern aus der Stadt und Neuss Marketing teil.
JT: Warum sollte Neuss generell an der Sportart Galopprennen festhalten?
MT: Der Galopprennsport erreicht gerade wieder sehr viele Menschen. Das neue mediale Konzept vom Dachverband Deutscher Galopp greift. Die TV Präsenz ist deutlich gewachsen. Eine größere Attraktivität in der Außendarstellung durch modernste Technik erreicht ein viel größeres Publikum und das nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Beste Werbung für die Stadt Neuss am Rhein. Die Pferderennen aus Neuss werden auch international gesehen und darüber berichtet. Der Galopprennsport macht die Stadt Neuss über die Grenzen hinaus bekannter. Als Beispiel hier zu erwähnen: Die britische Racing Post mit großer Auflage in England schrieb am 31.05.20 über Neuss, dass unter den Städten weltweit die Neusser Rennbahn, eine Bahn ist, die man unbedingt gesehen haben muss. Von dem steigenden Bekanntheitsgrad im In- und Ausland profitiert also auch ohne Frage die Stadt Neuss. Sponsoren und Investoren können neugierig auf Neuss werden. Die Stadt Neuss mit ihrer sehr guten geographischen Lage am Rhein und ihrer Infrastruktur zwischen zwei Großstädten hat Potenzial.
JT: Guter Übergang für mich. Kommen wir zum finanziellen Teil. Corona beutelt auch den gesamten Sport, und der Galopprennsport schwimmt momentan auch nicht gerade in Geld. Dazu sind Sie mit ihrem neu gegründeten Verein gerade erst gestartet. Wie können Sie wirtschaftlich überleben?
MT: Selbstverständlich auch für uns eine schwierige Zeit, ich möchte nichts beschönigen. Sponsoren und Unterstützer zu finden ist momentan nicht einfach. Aber ich habe bereits gute und zielführende Gespräche geführt. Unsere Strukturen im Verein und unsere Ausrichtung erlauben eine in dieser Zeit nötige Flexibilität. Wir im Verein arbeiten alle ehrenamtlich und auch sonst werden die Aufwände angepasst. Durch neue Ideen und Möglichkeiten werden wir die Personalkosten gering halten, ohne wichtige Arbeiten zu vernachlässigen.
JT: Können Sie ein Beispiel geben?
MT: Das Gelände und die Rennbahn sollten immer in einem top Zustand sein und muss ständig kontrolliert und bearbeitet werden. Wir wollen als Träger und gemeinnütziger Verein hier Langzeitarbeitslose und anerkannte Asylbewerber die Chance geben sich mit der Grünanlagenpflege und Instandhaltung zu beschäftigen. Lern- und arbeitswillige Menschen gemeinsam mit dem Job Center fördern und für den Arbeitsmarkt fit machen. Gespräche darüber sind bereits geführt und Anträge gestellt. Eine Besichtigung auf dem Rennbahnparkgelände mit dem zuständigen Mitarbeiter vom Job Center erfolgte. Eine für alle Win Win Situation. Es wäre schade, wenn durch eine Entscheidung der Rot/Grün plus Koalition gegen einen Vertrag mit uns, diese gute Sache auch wegfallen würde.
JT: Wie sieht es mit den Wettumsätzen in Deutschland momentan aus? Wie geht der Galopprennsport mit Corona um?
MT: Ganz klar, das Wettgeschäft ist ein elementar wichtiger Teil für jeden Rennverein mit Totalisatorerlaubnis. Wir sind erstmal überhaupt froh, trotz verschärften Corona Sicherheitsmaßnahmen, Leistungsprüfungen für unsere Vollblüter im staatlichen Auftrag weiter veranstalten zu dürfen. Dies setzt aber ein wohl durchdachtes Sicherheitskonzept voraus. Da ist bei den Rennvereinen mit großer Unterstützung vom Dachverband ein sehr gutes Konzept entstanden und wird penibel genau umgesetzt. Der Bahnumsatz ist natürlich momentan durch Corona stark reduziert, aber der Außenumsatz kann sich sehr gut für diese Zeit sehen lassen. Als Veranstalter im Winter treffen uns die Corona Einschränkungen betreffend Besucherzahlen bzw. ohne Zuschauer veranstalten zu müssen nicht ganz so hart, wie die großen Rennbahnen, die zu wettertechnisch besseren Jahreszeiten veranstalten, wie zB. in Baden-Baden, Hamburg, Düsseldorf oder Köln. Trotzdem wünschen wir uns alle, dass diese schreckliche Zeit der Pandemie so schnell wie möglich vorbei ist, und wir wieder im gesamten Sport in Deutschland mit Zuschauern planen können.
JT: Die Stadt musste in den letzten Jahren oft den finanziell angeschlagenen Reiter und Rennverein helfen und unterstützen. Das kam bei der Neusser Politik und bei der Stadtverwaltung nicht gut an. Wie können Sie ausschließen, dass ihrem Verein das nicht auch passiert?
MT: Verträge werden das ausschließen. Diese schließen finanzielle Unterstützung oder Bürgschaften aus. Es gibt also in keinster Weise ein Risiko für die Stadt Neuss. Im Gegenteil ein Rahmenvertrag auf Miet- und Pachtzinsbasis würde der Stadt einen sechstelligen Betrag im Jahr einspülen. Geld was die stark dezimierte Stadtkasse brauchen könnte. Gerade jetzt in der Pandemiezeit, die uns sicherlich auch noch nächstes Jahr beschäftigen wird. Die wirtschaftlichen Folgen durch Corona werden in den nächsten Jahren die Stadt Neuss, wie alle anderen Städte in Deutschland, weiter begleiten und schwer im Magen liegen und große Haushaltslöcher aufreißen. Der Schaden ist jetzt noch nicht abzuschätzen. Mit wenig bis keine Alternative für den Rennbahnpark, sowie hohen Einnahmeverlusten für Neuss Marketing und in Gänze für die Stadt Neuss, hätte man aber hier zumindest die Möglichkeit mit uns Einnahmen zu generieren und Kosten einzusparen.
JT: Und was ist mit der Flutlichtanlage?
MT: Sie ist ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland unter den Rennbahnen. Es ist möglich unter Flutlicht nicht nur Pferderennen auf Sand, sondern auch auf Gras abzuhalten. Hier wurde uns bei den Gesprächen mit den städtischen Vertretern in Aussicht gestellt, diese pachtfrei zur Verfügung zu stellen.
JT: Hört sich erst einmal gut an.
MT: Trotzdem muss man bedenken, dass diese Flutlichtanlage schon längere Zeit nicht mehr genutzt wurde und vorab überprüft werden muss. Technische Mängel waren bekannt und sind sicherlich nicht weniger geworden. Die müssen behoben werden. Dazu sind die Stromkosten hoch. „Pachtfrei“ zur Verfügung in allen Ehren, aber im gesamten kein Geschenk.
JT: Also da könnte eine hohe Belastung finanzieller Art noch wegen der Flutlichtanlage entstehen?
MT: Für die geplanten Renntage der Wintersaison 20/21 war die Startzeit ab 11:20 vorgegeben. Dementsprechend hätten wir keine Abendveranstaltung und nicht auf die Flutlichtanlage zurückgreifen müssen.
JT: Aber Sie würden Abendrenntage nicht komplett ausschließen?
MT: Nein, auf keinen Fall. Gerade auch die Renntage unter Flutlicht unter besonderem Ambiente, hatten immer einen einzigartigen Flair. Mittelfristig möchten wir Abendrenntage wieder anbieten. Nur die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Die Hausaufgaben müssen Peu a Peu abgearbeitet werden.
JT: Sie sprachen die Renntage der Wintersaison 20/21 an. Was war geplant?
MT: Unser Start sollte eigentlich mit dem Renntag am 24.01.21 beginnen und dann sollten zwei weitere Termine bis zum 14.03. folgen. Hierfür brauchen wir aber eine Vorlaufzeit um alle organisatorischen Maßnahmen abarbeiten zu können. Auch der Dachverband braucht Gewissheit, ob wir für diese Zeit veranstalten dürfen mit dem Hinweis auf pünktliche Fertigstellung des Rennkalenders 2021.
JT: Aber ohne Vertrag bis jetzt, können keine Rennen geplant werden.
MT: Der für uns zuständige Beteiligungsausschuss kommt in neuer Konstellation leider erst wieder im Januar 2021 zusammen, um dann frühestens im Februar dem Stadtrat gegebenfalls eine Empfehlung auszusprechen und darüber abzustimmen. Für uns eine unbefriedigende Situation.
JT: Was wurde versucht um diese Situation zu ändern?
MT: Ich habe den Verwaltungsvorstand im Rathaus angeschrieben mit der Bitte zu prüfen, ob es eine Möglichkeit gäbe einen Veranstaltungsvertrag nur für diese vier Termine zu bekommen.
JT: Wie war die Antwort darauf?
MT: Eine telefonische Info von Neuss Marketing mit der Mitteilung aus dem Verwaltungsvorstand, dass dies politisch im Stadtrat nur aufgenommen und darüber entschieden werden kann.
JT: Die Grünen hatten vor den Kommunalwahlen mit der CDU zusammen ihr Vorhaben unterstützt. Jetzt sind die Grünen in einer neuen Koalition mit der SPD und Plus und auf einmal nicht mehr dafür. Meinen Sie für Machtpositionen nach den Wahlen so eine Art „Bauernopfer“ zu sein?
MT: Ich kenne die Inhalte der Koalitionsgespräche zwischen SPD und Bündnis90/Die Grünen nicht. Meine Kontaktaufnahme zum Fraktionvositzenden der Grünen Herr Klinkicht blieb bis jetzt leider unbeantwortet. Es gab doch einen großen deutschen Politiker der sagte “ Was kümmert mich mein Geschwätz von Gestern? “ Die Grünen müssen sich selbst zu diesem Thema und ihrer Glaubwürdigkeit erklären.
JT: Wie sieht die Zukunft im Rennbahnpark denn nach ihrer Meinung aus, wenn der Galoppclub Neuss Niederrhein keinen Vertrag bekommt?
MT: Wir haben immer offen kommuniziert, dass wir auch einen zeitlich begrenzten Vertrag akzeptieren werden und sind in den Vorgesprächen mit Kompromissen bereits deutlich auf die Stadt zu gegangen. Natürlich können wir nicht um jeden Preis einen Vertrag abschließen. Wir haben um einen fairen, für uns auch machbaren Vertrag gebeten. Bezüglich Rennbahnpark wird Coronabedingt erstmal nicht viel passieren und wenige bis keine Einnahmenquellen für die Stadt sich ergeben. Trotzdem laufen die Kosten weiter. Ein tragfähiges Konzept von der Stadt wird dauern. Eine Rückführung des Geländes ist teuer und nicht wirtschaftlich. Corona reißt ein sehr großes Loch in die Stadtkasse. Die gewollte Öffnung des Parks von allen Seiten wird sich negativ auswirken und einen neuen sozialen Brennpunkt entstehen lassen. Gehen sie doch mal spät abends vor Ort. Die Entwicklung in diese Richtung hat bereits begonnen.
JT: Die Planung für den Rennbahnpark sieht laut SPD eine Landesgartenschau für 2026 vor.
MT: Wir finden neue Ideen, die den Rennbahnpark attraktiver machen, gut. Wir können einen Beitrag auch dazu leisten, aber bis dahin wird noch viel Wasser den Rhein runterfließen. Die 8 von uns geplanten Galoppveranstaltungen pro Jahr von November bis März, würden doch solche Ideen und Vorabplanungen wie eine Landesgartenschau oder Open Air Veranstaltungen im Sommer überhaupt nicht stören.
JT: Ist das dem Neusser Steuerzahler gegenüber zu erklären auf Einnahmen und Kosteneinsparung bei einem Vertrag mit ihrem neuen Verein, gerade in dieser wirtschaftlichen schweren Zeit, verzichten zu wollen?
MT: Wenn die neue Koalition sich tatsächlich dagegen entscheidet, was ich nicht hoffe, dann wäre es schon mehr als fahrlässig und ein schlechter Einstand für die neue Koalition Rot/Grün plus. Aber das müsste dann der Bürgermeister mit seiner Mehrheit im Stadtrat vertreten und erklären. Verantwortung gegenüber den Neusserinnen und Neusser Bürgern und der Stadtkasse würde anders aussehen.
JT: Haben Sie eigentlich bereits ein zweites Gespräch mit Herrn Bürgermeister Breuer führen können?
MT: Zu seiner Wiederwahl habe ich ihm per Mail auch im Namen des Galoppclub Neuss Niederrhein gratuliert. Darüber hinaus habe ich ihn über den Stand der Gespräche mit Neuss Marketing informiert.
JT: Gab es eine Reaktion?
MT: Über sein Büro ließ der Bürgermeister verlauten und ich zitiere: „Herr Breuer freut sich sehr, dass die Gespräche zwischen Ihnen, Vertretern der Stadtverwaltung und Neuss Marketing laufen und sie auf einer konstruktiven Ebene zusammenarbeiten. Gerne steht Herr Breuer bei nächster Gelegenheit auch für ein Kennenlernen und persönlichen Austausch zur Verfügung“.
JT: Gab es bis jetzt den angekündigten persönlichen Austausch?
MT: Nein, aber „Ein Mann ein Wort“, so kenne ich das.
JT: Vielen Dank für das ausführliche Gespräch.
MT: Gerne.